von Peter Kasprzyk
19.06.2023

Was Sie über biologischen Knochenaufbau wissen sollten

Der biologische Knochenaufbau ist eine revolutionäre Methode, die in der modernen Zahnmedizin immer mehr an Bedeutung gewinnt. Hier wird – im Gegensatz zum Knochenaufbau mit Fremdmaterial (künstliches oder biologisches) – der körpereigene Knochen verwendet. Das Verfahren ermöglicht es, verloren gegangene Knochensubstanz auf natürliche Weise zu regenerieren und somit ein solides Fundament für Implantate zu schaffen.

Dr. Michael Berthold, Fachzahnarzt für Oralchirurgie, erklärt anschaulich, was das Besondere am biologischen Eigenknochenaufbau nach Professor Khoury ist und welche Vorteile diese Methode für Patienten hat.

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wwi: Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, eine persönliche Frage vorab: Was ist Ihnen in Bezug auf Ihre Patienten wichtig?

Dr. Berthold: In erster Linie ist es mir wichtig, dass wir unser Wissen ehrlich und transparent unseren Patienten präsentieren. Dadurch können sie auf fundierter Basis die richtige Entscheidung für sich treffen.

wwi: Was genau ist Knochenaufbau in der Zahnmedizin?

Dr. Berthold: Der Knochenaufbau in der Zahnmedizin hat eine essenzielle Bedeutung. Es geht darum, das Implantieren geplant und fundiert durchzuführen. Das heißt, wir planen genau, wo das Implantat mit Krone platziert werden soll. Dank der modernen Technologie können wir das Implantat schon am Computer in dieser Position virtuell einfügen und prüfen, ob ausreichend Knochen vorhanden ist. Sollte das nicht der Fall sein, müssen wir ihn in dem notwendigen Ausmaß regenerieren, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und eine sinnvolle Implantatposition im Sinne des Gesamtkonzepts zu erzielen.

wwi: Wie kommt es zu Knochenabbau am Kieferknochen und wann ist ein Knochenaufbau erforderlich?

Dr. Berthold: Knochenabbau entsteht durch den ständigen Erneuerungsprozess des Knochens. Es gibt knochenaufbauende Zellen und knochenabbauende Zellen, die auf Belastungen reagieren. Wenn ein Zahn entfernt wird, passt sich der Knochen dieser Änderung an, und es kommt zum Knochenabbau. Diesen zurückgegangenen Knochen müssen wir im Rahmen einer implantologischen Rehabilitation wieder aufbauen.

wwi: Welche Materialien werden für den Knochenaufbau verwendet?

Dr. Berthold: Beim biologischen Knochenaufbau werden ausschließlich patienteneigene Knochen verwendet. Dieses Konzept wurde von Professor Khoury entwickelt. Der Vorteil dabei ist, dass er körpereigene Zellen hat, nicht abgestoßen wird und knochenbildende Wachstumsfaktoren enthält.

wwi: Wie läuft der Eingriff des Knochenaufbaus ab?

Dr. Berthold: Wir “leihen” uns den Knochen von Stellen im hinteren Bereich des Unterkiefers, wo ausreichend Knochen vorhanden ist und nachwächst. Anschließend bringen wir ihn dorthin, wo er uns fehlt, um einen vitalen Knochen regenerieren zu können.

Wir können das Implantat virtuell am Computer einfügen und prüfen, ob ausreichend Knochen vorhanden ist.

Dr. Berthold

wwi: Darf jeder Zahnarzt den Eingriff durchführen bzw. welche Qualifikationen sind erforderlich?

Dr. Berthold: Laut dem Zahnärztegesetz darf jeder Zahnarzt einen Knochenaufbau durchführen. Allerdings obliegt es jedem Behandler selbst zu entscheiden, ob er die erforderliche Sicherheit und Expertise für diese Prozedur hat oder ob er sich außerhalb seines Fachbereichs bewegt.

wwi: Wie lange dauert der Eingriff in der Regel?

Dr. Berthold: Ein solcher Eingriff erfordert höchste Präzision und kann je nach Komplexität des Falls 2 bis 3 Stunden dauern. Mit dem biologischen Konzept sprechen wir jedoch von einer beschleunigten Implantattherapie, da die durchschnittliche Einheilzeit lediglich drei Monate beträgt.

wwi: Welche Komplikationen können auftreten?

Dr. Berthold: Nach dem Eingriff kann es zu Schwellungen kommen, die bis zu einer Woche anhalten können. Eine Schwellung bringt jedoch Blut in den Bereich, was wichtig für die Regeneration ist. Um Infektionen vorzubeugen, ist eine Antibiotika-Therapie notwendig.

wwi: Worauf sollte man als Patient nach einem solchen Eingriff achten?

Dr. Berthold: Nach einem solchen Eingriff ist es wichtig, dass sich der Patient ausreichend schont und die verordnete Antibiotikaeinnahme durchführt. Überanstrengungen sind unbedingt zu vermeiden.

wwi: Wie lange dauert es, bis die Behandlung fortgesetzt werden kann (also z.B. ein Implantat gesetzt werden kann)?

Dr. Berthold: Im Allgemeinen kann die Behandlung bereits nach etwa drei Monaten fortgesetzt werden. Das Einheilen des Implantats erfordert im Regelfall weitere drei Monate, bis eine Keramikkrone gesetzt werden kann.

wwi: Herr Dr. Berthold, vielen Dank für die wertvollen Einblicke.


Dr. med. dent. Michael Berthold ist Spezialist für implantologische und oralchirurgische Behandlungen mit eigener Praxis in München. Er ist auf oralchirurgische Operationen spezialisiert, wie z. B. die schonende Weisheitszahn- und Zahnentfernung, Zahntransplantationen, ästhetische Zahnfleischkorrekturen, Implantation sowie biologischen Knochenaufbau.

Dr. Berthold absolvierte 2010 als Jahrgangsbester sein Studium der Zahnmedizin in Mainz. Den Masterstudiengang (M.Sc.) in „Implantology & Dental Surgery“ schloss Michael Berthold mit Bestnote ab. Die 4-jährige Weiterbildung in Vollzeit zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie erfolgte an der renommierten, von Prof. Dr. Fouad Khoury geleiteten, Privatzahnklinik Schloss Schellenstein. Seine Arbeit an der Klinik machte ihn zu einem international gefragten Experten der Implantologie und Augmentationschirurgie (knochenaufbauende Chirurgie).

Dr. Michael Berthold verfügt über eine langjährige internationale Erfahrung im Bereich der Kiefer- und Oralchirurgie und gehört weltweit zu den führenden Spezialisten auf seinem Gebiet.