von Peter Kasprzyk
24.04.2023

Wichtige Antworten zum Thema Zahnimplantate

Zahnimplantate erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Sie haben die Behandlungsmöglichkeiten bei Zahnverlust enorm erweitert. Dental-Implantate können sowohl für einzelne Zähne als auch Zahnreihen eingesetzt werden, um einen möglichst naturidentischen Zahnersatz zu tragen.

Wir haben mit dem erfahrenen Implantologen Dr. med. dent. Hans-Georg Kirchner gesprochen, um Antworten auf wichtige Fragen rund um die Implantatbehandlung zu erhalten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

wwi: Herr Dr. Kirchner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Bevor wir mit dem eigentlichen Thema beginnen, eine persönliche Frage vorab: Was ist Ihnen wichtig?

Dr. Kirchner: Im Hinblick auf meinen Beruf sind mir langfristig glückliche Patienten wichtig.

wwi: Zahnimplantate, die auch als feste dritte Zähne bezeichnet werden, erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit. Können Sie kurz erklären, was ein Zahnimplantat ist?

Dr. Kirchner: Ein Zahnimplantat ist einfach erklärt eine Schraube aus Titan oder Keramik, die in den Knochen eingebracht wird. Der Knochen verankert diese Schraube dann so fest, dass auf dieser Schraube ein Keramikzahn befestigt werden kann.

wwi: Kann jeder Zahnarzt Implantate setzen oder ist hierfür eine zusätzliche Spezialisierung erforderlich?

Dr. Kirchner: Rein rechtlich kann jeder Zahnarzt ein Implantat einsetzen. Das erforderliche Können sollte allerdings durch eine entsprechende Zusatzausbildung erworben werden.

wwi: Wie wäre der Ablauf, wenn der eigene Zahnarzt keine Implantate setzt – sucht man sich einen Spezialisten bzw. überweist der Zahnarzt dann an den Spezialisten?

Dr. Kirchner: Hier sind beide Wege möglich. Man kann sich für eine Implantation bei dem Implantologen vorstellen, den der eigene Zahnarzt empfiehlt oder sich selbst einen Implantologen suchen. Wichtig ist im Endeffekt, dass dieser Zahnarzt häufig Implantatbehandlungen durchführt und Sie Vertrauen zu ihm haben.

„Rein rechtlich kann jeder Zahnarzt ein Implantat einsetzen.“

Dr. Kirchner

wwi: Welche Vorteile hat ein Zahnimplantat gegenüber einer Brücke und was es sonst noch an Zahnersatzalternativen gibt?

Dr. Kirchner: Der Vorteil beim Implantat ist, dass der fehlende Zahn tatsächlich durch eine Schraube ersetzt wird und nicht benachbarte Zähne für einen Ersatz dieses Zahnes beschliffen werden müssen.

wwi: Für wen sind Implantate nicht geeignet?

Dr. Kirchner: Grundsätzlich sind Zahnimplantate nicht für Kinder und Jugendliche geeignet, da sich deren Kieferknochen noch im Wachstum befinden. Daneben gibt es noch Patienten mit schweren Erkrankungen bei denen eine Implantation aus medizinischer Sicht nicht ratsam ist.

wwi: Werden Implantate unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose gesetzt?

Dr. Kirchner: Die meisten Implantate können in örtlicher Betäubung eingesetzt werden. Bei umfangreicheren Implantatbehandlungen oder auf Wunsch des Patienten ist auch eine Behandlung in Vollnarkose möglich.

wwi: Wie läuft ein solcher Eingriff im Normalfall ab, und wie viele Behandlungen sind erforderlich?

Dr. Kirchner: Hier gibt es zwei unterschiedliche Verfahren. Beim klassischen Verfahren wird noch der Entfernung des Zahnes 3 Monate gewartet und dann das Implantat gesetzt. Dieses Implantat muss dann 3 Monate Einheilen bis der Keramikzahn darauf befestigt werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Sofortimplantation. Hier wird das Implantat direkt nach der Zahnentfernung eingesetzt und am selben Tag ein Kunstoffzahn auf den Implantat verankert. Diese Behandlunsmethode ist allerdings nicht bei allen Zähnen möglich und sollte zudem nur von sehr erfahrenen Behandlern durchgeführt werden.

„Insgesamt treten wenige Komplikationen auf.“

Dr. Kirchner

wwi: Wie lange halten Implantate im Durchschnitt?

Dr. Kirchner: Man kann davon ausgehen, dass ca. 97% der Implantate einheilen und nach 10 Jahren noch 93% der gesetzten Implantat funktionieren. Die Langzeitstabilität von Implantaten ist also sehr gut.

wwi: Welche Materialien werden für das Implantat verwendet?

Dr. Kirchner: Es gibt Implantate aus Titan und Keramik.

wwi: Können bei einem solchen Eingriff auch Komplikationen auftreten, z.B. dass das Implantat nicht einheilt?

Dr. Kirchner: Ja. Ca. 3% der gesetzten Implantate heilen nicht ein. Insgesamt treten wenige Komplikationen auf.

wwi: Worauf müssen Implantatträger bei der Zahnhygiene zusätzlich achten?

Dr. Kirchner: Ein Implantat, das einen einzelnen Zahn ersetzt, wird prinzipiell wie ein natürlicher Zahn gereinigt. Wenn allerdings mehrere Zähne durch Implantate ersetzt werfen, zeigt Ihnen Ihr Zahnarzt wie Sie diesen Zahnersatz richtig reinigen können. Unabhängig davon sollten Sie Ihre Zähne zweimal im Jahr professionell von einer Dentalhygienikerin reinigen lassen. 

Das Interview fand Dezember 2022 statt.


Dr. Kirchner praktiziert in München. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten zählen die Implantologie, parodontale Mikrochirurgie und plastische Zahnfleischchirurgie. Er hält regelmäßig Fachvorträge bei nationalen und internationalen Kongressen und veröffentlicht Artikel in zahnmedizinischen Fachmagazinen. Seine implantologische Ausbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München ergänzte Dr. Kirchner durch das Curriculum Implantologie der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.