Snapseed ist ein kostenloses von Google angebotenes Tool. Es ist für Android (Google Playstore) und iOS (Apple App Store) erhältlich. Obwohl umsonst bietet es einen erstaunlich großen Funktionsumfang. Darunter auch einige Filter, die Fotos einen wunderbaren Retro-Look verleihen. Trotz der zahlreichen Möglichkeiten ist die Oberfläche bestens auf die Bearbeitung am Smartphone abgestimmt. Im Gegensatz zur Hipstamatic (siehe Teil 1 der Beitragsreihe) ist Snapseed keine Foto-App. Ich stelle dir hier die wichtigsten Bearbeitungsfunktionen von Snapseed vor und zeige, wie du mit den Filtern Hingucker mit Retrocharme erzeugen kannst.
Kostenloses Bildbearbeitungs-Tool für Android und iOS
Die App ist ein Klassiker für die Bildbearbeitung auf dem Smartphone. Den Grundstein für Snapseed legte die ursprünglich in Hamburg beheimatete Software-Schmiede Nik Software. Das Unternehmen gehörte bis 2017 zu Google und wurde inzwischen aufgelöst. Übrig geblieben sind die ehemals von Nik entwickelten Software-Tools: Nik Collection, die heute DxO Labs gehört, und Snapseed, welches von Google weiter gepflegt und vertrieben wird.
Der Look macht‘s
Das Tool kommt mit vielen Presets – sogenannten Looks – aufs Smartphone. Mit ihnen lassen sich bereits tolle Ergebnisse erzielen. Hier ist ausprobieren angesagt. Bei 11 Looks, vier davon schwarz-weiß, hält sich der Zeitaufwand zum Antesten in Grenzen. Insgesamt sind die Looks sehr harmonisch abgestimmt, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen:
Die Werkzeugpalette
Snapseed, das auch mit RAW-Dateien umgehen kann, bietet alle wichtigen Tools für die Bild-Nachbearbeitung:
- Feinabstimmung von Helligkeit, Kontrast usw.
- Details, also Schärfe und Struktur
- Kurven
- Weißabgleich
- Zuschneiden
- Drehen
- Perspektive
- Erweitern (wie Zuschneiden, nur umgekehrt)
- Selektiv (mehr dazu weiter unten)
- Pinsel
- Reparieren
- HDR Scape
- Glamour Glow
- Farbkontrast
- Drama
- Vintage (mehr dazu weiter unten)
- Körniger Film
- Retrolux (mehr dazu weiter unten)
- Grunge (mehr dazu weiter unten)
- Schwarz-Weiß
- Noir (mehr dazu weiter unten)
- Porträt
- Kopfposition
- Fokuseffekt
- Vignettierung
- Doppelbelichtung (mehr dazu weiter unten)
- Text
- Rahmen
Selektive Bildbearbeitung
Dass Snapseed die DNA der Nik Collection in sich trägt, ist bis heute unverkennbar. Auch in Snapseed kommt die U Point-Technologie der großen Schwester zum Einsatz. Mit ihr lassen sich Bildbereiche selektiv bearbeiten, z.B. kann man so bei einem Porträt das Gesicht aufhellen während der Rest des Bildes nahezu unangetastet bleibt. Das funktioniert erstaunlich gut. Die Übergänge zwischen bearbeiteten und unbearbeiteten Bereichen verlaufen dabei recht harmonisch. Die Größe des Bereichs lässt sich einstellen. Wendet man die Bearbeitung mit Fingerspitzengefühl an, integriert sie sich unauffällig und wirkt nicht wie ein Fremdkörper im Bild. Folgende Anpassungen können vorgenommen werden:
- Helligkeit
- Kontrast
- Sättigung
Vintage
Mit Vintage lassen sich Fotos im Handumdrehen auf alt trimmen. Die unter Tools zu findende Funktion bietet viele Presets, mit denen das Foto entsättigt, getönt und mit einer Vignettierung versehen werden kann. Jedes Preset lässt sich individuell anpassen, kann aber nicht als eigenes neues Preset gespeichert werden.
Retrolux
Auch dieser Filter lässt das digitale Foto um Jahrzehnte altern. Er ist ähnlich wie der Vintage Filter und stellt gleichfalls etliche Presets bereit, die individuell eingestellt werden können. Retrolux bietet jedoch mehr Einstellmöglichkeiten als Vintage und liefert die für meinen Geschmack interessanteren Ergebnisse.
Grunge
Ebenfalls eine Bild-Zeitmaschine in die Vergangenheit. Mit Grunge werden Aufnahmen zusätzlich mit einer Textur versehen. Die Presets bei diesem Filter heißen “Stile” und werden per Zufall ausgewählt. Jeder Stil kann individuell bearbeitet werden. Grunge ist der Filter, den ich am wenigsten mag, da er zu extrem düsteren Ergebnissen führt, und die Texturen das Bild schon arg verfremden. Reduziert man die Texturstärke, dann ähneln die Ergebnisse denen des Vintage Filters.
Noir
Ich liebe Schwarzweiß-Aufnahmen! Mit den Presets des Noir Filters kann man jedes Foto in ein wunderschönes Schwarzweiß-Bild verwandeln, sogar mit Farbtönung. Bei den Einstellungen lässt sich u.a. die Körnung anpassen. Wer z.B. eine Bilderserie im Stil des französischen Film Noir entwickeln möchte, hat mit diesem Tool die richtige Ausstattung für seine virtuelle Dunkelkammer gefunden.
Doppelbelichtung
Auch ein Relikt der Analog-Fotografie. Wer schon mal mit echtem Film fotografiert hat, kennt vielleicht den Trick: nach dem Belichten den Film wieder um ein Bild zurückdrehen und mit einem anderen Motiv erneut belichten. Heraus kommen experimentelle Bilder mit surrealer, geisterhafter oder verträumter Stimmung. Bei der Doppelbelichtung mit echtem Film gehört Übung dazu, damit sie zum gewünschten Ergebnis führt. Mit der Doppelbelichtungsfunktion in Snapseed lässt sich dieser Effekt nun kinderleicht und ohne Filmverschleiß erzeugen. Dabei kann sowohl die Deckkraft als auch die Art der Überlagerung (Aufhellen, Abdunkeln, Hinzufügen usw.) eingestellt werden. Nachfolgend einige Beispiele mit dem von oben bekannten Motiv:
Vom Foto zum Hingucker
Bei Snapseed muss man die passende Kombination aus Filter und zusätzlicher Nachbearbeitung für das jeweilige Motiv finden. Das alleinige Anwenden von Retrolux, Vintage oder Grunge sind m.E. nur die halbe Miete. Interessant werden die Bilder erst duch eine vorherige Bearbeitung, z.B. mit Glamour Glow oder HDR Scape, und anschließender Alterung mit einem der Filter.
Fazit
Snapseed ist ein großartiges Bildbearbeitungsprogramm, das auch mit kostenpflichtigen Apps mithalten kann. Bei den Retro-Filtern ist Fingerspitzengefühl gefragt. Nicht jedem Foto bekommt das virtuelle Altern. Die Presets von Vintage und vor allem Grunge können sogar einem sonnigen Südsee-Bild eine apokalyptische Stimmung verleihen.
Mit der Funktion zur Doppelbelichtung, also dem Übereinanderlegen von zwei Aufnahmen, kann man der eigenen Kreativität so richtig freien Lauf lassen. Zusammen mit den anderen Tools wie z.B. Retrolux oder Vintage kommen Experimentierfreudige also voll auf ihre Kosten.