Vorsicht beim CapCut-Abo

Was ist CapCut – und warum wollte ich Pro?

CapCut ist eine bekannte Video-Editing-App des Unternehmens ByteDance (auch bekannt durch TikTok). Die App ist kostenlos verfügbar und bietet viele Features. Wer jedoch zusätzliche Effekte, Exportmöglichkeiten oder erweiterte Bearbeitungsfunktionen nutzen möchte, muss auf die kostenpflichtige CapCut Pro-Version upgraden.

Ich wollte genau das tun – Pro aktivieren und meine Bearbeitungsmöglichkeiten erweitern.

Der verhängnisvolle Klick: CapCut Teams statt Pro

Nachdem ich die App CapCut über den Apple App Store heruntergeladen hatte, wollte ich die kostenpflichtige Pro-Version aktivieren, um zusätzliche Bearbeitungsfunktionen nutzen zu können.

Innerhalb der App werden zwei Upgrade-Optionen angeboten: Pro und Teams. Man wechselt per Mausklick zwischen beiden Optionen. Auf den ersten Blick ist kaum ersichtlich, dass es sich hier um zwei völlig unterschiedliche Produkte handelt.

Ich klickte versehentlich auf die Option Teams, da ich davon ausging, dass es sich um das Pro-Abo handelt. Es folgte eine Zahlungsabwicklung, allerdings nicht direkt über Apple bzw. den App Store, sondern über eine externe Kaufabwicklung. Ich konnte dort zwischen verschiedenen Zahlungsmethoden wählen – darunter PayPal – und schloss den Kauf über PayPal ab. Weiterhin in dem Glauben, CapCut Pro zu abonnieren.

Nach Abschluss der Zahlung stellte ich fest: Die Pro-Funktionen waren nicht freigeschaltet. Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich ein anderes Produkt erworben hatte – mit einem anderen Leistungsumfang, einer anderen Preisstruktur und außerhalb des App Store-Systems.

Korrekturversuch: Pro gebucht, Teams widerrufen

Ich holte den eigentlichen Kauf von CapCut Pro sofort nach – diesmal automatisch über den Apple App Store. Das funktionierte reibungslos. Die Funktionen waren sofort freigeschaltet.

Direkt anschließend bemühte ich mich darum, den versehentlich abgeschlossenen CapCut Teams-Kauf zu widerrufen. Und genau an dieser Stelle begann der Ärger:

Der Support-Marathon beginnt

1. CapCut-Support über Chat
   Ich meldete mich im Chat der App. Zunächst keine Antwort. Später wurde mir mitgeteilt, dass eine Rückerstattung angeblich „nicht möglich“ sei, da es sich um digitale Güter handle. Auch der Chat mit einem Menschen blieb erfolglos. Hier war lediglich die Wartezeit länger und ich wurde auf eine Antwort in einigen Arbeitstagen vertröstet, die dann aber negativ ausfiel – trotz Hinweis auf mein Rückgaberecht.
2. Direkter Kontakt per E-Mail
   Ich suchte nach Support-Adressen im Internet und schrieb an CapCut- und ByteDance-Mailadressen – ohne Ergebnis bzw. Ablehnung. Weitere E-Mails von mir führten nur noch zu automatisierten Antwortmails, ohne auf das von mir geschilderte Problem einzugehen.
3. Hinweis auf EU-Widerrufsrecht
   Ich verwies mehrfach auf mein Recht, innerhalb von 14 Tagen den Kauf zu widerrufen – gemäß EU-Verbraucherschutzrecht. Auch das wurde ignoriert.
4. Apple-Support
   Freundlich, sehr hilfsbereit, aber machtlos. Da der Kauf nicht über den App Store lief, könne man mir nicht helfen. Ich erhielt eine Fallnummer, aber eine direkte Unterstützung durch Apple blieb aus.
5. PayPal-Support
   Ebenfalls freundlich, aber ebenfalls nicht zuständig. Da ich die Ware erhalten habe, greife hier kein Käuferschutz. Man empfahl mir, nochmals CapCut direkt zu kontaktieren – was ich erneut tat, wieder erfolglos.

Warum das Ganze problematisch ist

Was mich an der Sache besonders stört, sind zwei Dinge:

1. Das Abo wird außerhalb des App Stores abgewickelt:
   Damit umgeht der Anbieter bewusst das Apple-eigene Rückerstattungssystem und entzieht sich dem direkten Käuferschutz. Nutzer verlieren damit ihre gewohnten Rechte und Supportstrukturen.

2. EU-Verbraucherschutz wird ignoriert
   CapCut bzw. der chinesische Mutterkonzern ByteDance ignoriert das in der EU geltende Rückgaberecht von digitalen Gütern. Mag sein, dass die Rückgabe des Abos auf dem Heimatmarkt von ByteDance nicht möglich ist. Das Produkt wurde jedoch in der EU erworben. Das scheint für CapCut/ByteDance allerdings irrelevant zu sein.

Mein Fazit und was ich anderen Nutzern rate

Meine bisherigen Schritte – zusammengefasst

• CapCut-Team per Chat und E-Mail kontaktiert – nur Standardantworten und Ablehnung meiner Bitte um Rückerstattung.
• Auf EU-Widerrufsrecht hingewiesen – keine Reaktion.
• Apple-Support kontaktiert – keine Hilfe möglich, da nicht über Apple App Store gekauft.
• PayPal eingeschaltet – kein Käuferschutz, da Ware wie beschrieben erhalten.
• 239 € in den Sand gesetzt für eine Teams-Funktion (2 Seats), die ich als Einzelperson nicht benötigte

Ich kann nur sagen: Wer CapCut nutzt, sollte beim Upgrade Vorsicht walten lassen. Wenn man sich verklickt, ist eine Rückabwicklung meiner Erfahrung nach ausgeschlossen, obwohl es laut EU-Verbraucherrecht eigentlich anders aussehen müsste.

Mein Rat

• Achte genau darauf, welches Abo du auswählst.
• Nutze ausschließlich Käufe über den App Store (oder den Google Play Store), um deine Rechte zu wahren.
• Wenn du dich verklickt hast: sofort handeln und alles dokumentieren (auch wenn es in meinem Fall nichts gebracht hat).
• Nutze die offiziellen Feedback-Kanäle von Apple, Google und anderen Portalen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.
• Informiere dich auch auf Portalen wie Trustpilot über Unternehmen. CapCut wird z.B. auf Trustpilot extrem schlecht bewertet (siehe https://de.trustpilot.com/review/www.capcut.com)
• Wende dich noch vor Ablauf der Widerrufsfrist an den Verbraucherschutz (habe ich zwar auch getan, aber leider erst nach Fristablauf).